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AT - Weltenwanderer

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NikitaLaChance's avatar
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Kapitel IV

Cathair war bereits eine Weile zu Fuß unterwegs. Die wenigen Leute, die er traf, musterten ihn argwöhnisch. Und erst nach einem Moment bemerkte er weswegen.
Er war noch immer in der fremdländischen Kluft gekleidet. Damit sah er nicht nur viel sauberer aus, als man es wohl von einem Wanderer erwarten konnte in diesem Land, sondern allein das Material und der Schnitt der Kleidung war für die Lande unbekannt.
Doch mangels Wechselkleidung würde Cathair noch ein wenig der Blicke ausharren. Zumindest bis zur Stadt.
Dort würde er mit Sicherheit etwa schlichteres und unauffälligeres zum Anziehen bekommen.

Er war bereits den halben Tag gegangen, die Stadt nochmal mindestens zehn Fußstunden entfernt, als ihn ein von einem alten Gaul gezogener Wagen überholte.
Auf dem Wagen saß ein Bauer, auf einem Grashalm kauend, und hinter ihm zwei junge Weiber und ein Knabe, die sich lautstark unterhielten.
„Es heißt, das Buch sei zurück gekehrt!“
„Welches Buch?“ wollte eines der Weiber von der anderen wissen.
„Das Buch des Magiers!“ erklärte der Knabe.
„Das verbotene Buch!“ fügte die zweite Frau hinzu, „Jahrzehnte verschollen. Gestohlen!“
„Was wenn es in falsche Hände gerät?“ kam von der ersten. Sie klang besorgt.
Die beiden anderen wussten keine Antwort darauf.
„Soll es doch lieber verschollen bleiben! Wäre sicherer. Nicht dass noch ein Königreich vernichtet wird.“
Alle nickten.
„Aber woher weißt du, dass das Buch wieder da ist?“ wollte das erste Weib plötzlich wissen.
„Kannst du die Veränderung spüren?“
Ein Kopfschütteln vom Weib.
Da mischte sich der Bauer mit seiner rauen Stimme ein:
„Elwas hat sich blicken lassen. Ist wieder auf dem Blitz geritten. Hat er seit Ewigkeiten nicht mehr getan. Er hat ewig geruht. Dacht schon, den alten Zauberer gibt’s nicht mehr. Doch die Magie muss ihn geweckt haben!“
Der Knabe blickte den Bauer ungläubig an.
Er hatte ein paar Geschichten von Elwas gehört.
Es hieß Elwas sei verrückt geworden als das vierte Königreich fiel. Und daraufhin habe er sich einfach schlafen gelegt, mit dem Schwur, dass nie wieder Magie das Land überkam.
Allerdings hatte eine sonderbare Macht auch noch acht andere Königreiche vernichtet.
Und nun gab es lediglich noch zwei. Jedenfalls zwei, von denen man wusste, dass sie noch standen.

Cathair hatte gelauscht.
Er wusste wovon die Rede war.
Er kannte das Buch, die Geschichte der Königreiche und die des Zauberers.

~~~~~~~~

Aidan und Neva gingen den Weg zurück den sie zuvor gekommen waren. Doch erreichten sie ihr Ziel nicht.
Das einzige was sie sahen waren die Straßen und Gassen Darendals.
Aidan fluchte lautstark vor sich hin und wurde deswegen finsterer als ohnehin angesehen.
Neva, die so viel Aufmerksamkeit noch nie mochte, sah betreten zu Boden. Auch sie wollte zurück. Zurück zu ihren Büchern. Zurück in ihr langweiliges Leben.

Die Stadtbewohner machten einen Bogen um die beiden.
Zwar waren sie neugierig auf die Fremdlinge, aber ebenso misstrauisch. Und das der Dunkelhaarige so einen Tumult veranstaltete gefiel ihnen gar nicht.
Sie hatten alle immer versucht ruhig und angepasst zu sein. Niemand wollte auffallen und dass aus gutem Grund.
Der König des Reichen hatte, nachdem so viele Reiche vernichtet worden waren, nicht nur Jagt auf Magier gemacht, die für ihn die Wurzel allen Übels waren, sondern auch auf alle, die nicht taten, was er befahl.
Und so war es auch wenig verwunderlich, dass sich Nevas und Aidans Auftauchen nicht lange ohne Reaktion seitens der Soldaten des Königs blieb.
Um Rebellion oder auch nur den Anflug einer eben diesen im Keim zu ersticken, hatte der König seine Soldaten in viele Landstriche und seine größeren Ortschaften entsandt. Mit dem Befehl zu tun was nötig sei, um sein Reich und seine Herrschaft zu schützen.
Und so vieles Unrecht geschah daher in seinem Namen.
Nicht jeder Soldat war zu einhundert Prozent dem König oder seinem Reich treu.
So mancher nutzte seine Macht für sich selbst.
Bereicherte sich, mordete oder verurteilte so manchen Unschuldigen.

„Alle Feinde des Königs sind hiermit verhaftet!“ rief eine recht markante Stimme, „Und alle Fremden werden verhört!“
Vor Aidan stand nun ein einzelner Soldat, in rot-goldener Rüstung, schwarzem Haar und ebenso dunklen Augen in seinem wütenden Gesicht.
Aidan musterte ihn und wollte schon an ihm vorbeigehen, als Neva ihn am Arm packte.
Sie hatte die anderen Soldaten bemerkt. Fünf an der Zahl, die ein wenig versteckt auf der Lauer lagen und auf ein Zeichen ihres Anführers warteten.
Aidan biss verärgert die Zähne zusammen.
„Was sucht ihr hier, Fremdlinge?“ wollte der Mann, Aidan gegenüber, wissen.
„Wir wollen nur nachhause!“ gab Aidan gereizt zurück, „Wir haben uns verirrt!“
Der Soldat begutachtete sein Gegenüber mit prüfenden Blick.
„Ihr seit nicht von hier!“ stellte er dann fest, „Niemand Fremdes ist seit langem hier gewesen.“
„Wir wollen nur zurück. Zurück nach hause!“
Neva schwieg. Immer wieder schweifte ihr Blick zu den anderen Soldaten, die langsam aus ihren Verstecken kamen und nun sie und Aidan umzingelten.

Aidan war nicht bereit sich kampflos zu ergeben.
Als einer der Soldaten nach ihm griff, schlug Aidan einfach zu und der Soldat, vollkommen überrascht, bekam eine blutige Nase und stolperte einen Schritt nach hinten.
Doch ehe Aidan es sich versah wurde er sogleich von zwei Männern rechts und links gepackt und festgehalten. Diese Männer sahen nicht nur kräftiger aus. Sie hielten ihn wie ihn einem Schraubstock geklemmt gefangen.
„Dafür wirst du büßen!“ protestierte der Soldat, den Aidan geschlagen hatte, und trat ihm gegenüber.
Er kam sich nun überlegener vor, da Aidan im Grunde wehrlos war und holte aus. Er schlug Aidan ebenfalls ins Gesicht. Mit geballter Faust.
Aber nicht Aidans Nase hatte er getroffen. Vielmehr den Kiefer, sodass es sich anfühlte, als hätte er versucht Aidan die Zähne auszuschlagen.
Neva war dazwischen gesprungen. Oder hatte es jedenfalls versucht. Sie hatte bemerkt, dass der Soldat mit dem einen Schlag noch längst nicht fertig war.
Aber weit kam sie nicht. Sofort hatte man sie von hinten gepackt und die Arme hinter ihrem Rücken verschnürt.
Man hielt sie fest und sie musste tatenlos mit zusehen, wie der eine Soldat Aidan verprügelte, während dieser von zwei seiner Kameraden gehalten wurde.

„Lasst ihn in Ruhe!“ schrie Neva. Allmählich wurde sie mutiger. Doch ihr Mut war mehr Verzweiflung, die in ihr aufstieg.
„Lasst ihn!“
Doch die Männer ignorierten sie.
Sie schienen keine Eile zu haben. Sie hatten ihre Freude daran, Aidan als Boxsack zu missbrauchen, während ihr Anführer wortlos zusah.
Im gefiel das Schauspiel und auch die Tatsache, dass die Stadtbewohner, die zum Teil versteckt zusahen, sich erinnert sahen, wie viel Macht die königliche Wache überhaupt hatte.

Aidan konnte sich selbst kaum noch auf den Beinen halten.
Blut lief ihm aus dem Mundwinkel und das Atmen fiel ihm schwer.
„Ihr tötet ihn!“ erinnerte Neva die Männer. Aber noch immer ignorierte man sie.
„Wie wollt ihr ihn verhören, wenn ihr ihn tot prügelt?“ platzte es plötzlich aus ihr heraus und der Anführer sah sie fragend an.
Einen Moment schien es, als wüsste er nicht, wovon sie sprach.
Dann aber schien er sich seiner Aufgabe zu besinnen und gebot Einhalt.
Dennoch schlug der eine Soldat noch zweimal zu, ehe er schnaufend zur Seite trat.
Aidan lies sich einfach fallen. Einzig die beiden Soldaten, recht und links, verhinderten, dass er zu Boden fiel.
Wieder versuchte Neva zu ihm zu kommen.
Aidan hatte die Augen geschlossen. Das Gesicht schmerzverzerrt.
„Wir bringen sie ins Lager!“ brummte der Anführer seiner Männer an und die beiden, die Aidan hielten, zogen ihn zum Teil hinter sich her, während Nevas Anführer hinter ihr ging und sie immer wieder in den Rücken stieß.
Hätte sie nicht so eine Angst, nicht unbedingt um sich, so hätte sie versucht, auszureißen.
So aber lies sie sich abführen.
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